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Tipps zur nachhaltigen Entwicklung inklusiver Praktiken

11/06/2024

Was braucht inklusive außerschulische Kinder- und Jugendhilfe?

TEIL 3 VON 3: INKLUSIVE PRAKTIKEN

In dem dritten und letzten Teil der Reihe „Was braucht inklusive außerschulische Kinder- und Jugendhilfe?“ möchten wir gerne die Ebene „Inklusive Praktiken“ näher beleuchten.

Interessierte und Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe finden in diesem Beitrag unter anderem Tipps für die inklusive Gestaltung und Durchführung von Angeboten. Neben der Entwicklung geeigneter Praktiken kommt insbesondere dem Aufbau von passgenauen Unterstützerkreisen und personenzentrierter Unterstützung eine bedeutende Rolle zu.

Die Aktivitäten zur nachhaltigen Entwicklung inklusiver Praktiken umfassen insgesamt 5 Maßnahmenbereiche:

1. Einholen von Informationen über den jeweiligen Unterstützungsbedarf (z. B. in Kooperation mit Sonderpädagog*innen/Behindertenhilfe, Austausch mit Eltern, Elternforen usw.)

Einrichtungen und Organisationen mit wenig Erfahrungen mit beeinträchtigten Menschen können dabei auf bestehende sonderpädagogische Konzepte zurückgreifen – z. B. auf die Persönliche Zukunftsplanung.

Bei einer Persönlichen Zukunftsplanung denken mehrere Menschen gemeinsam über das Leben einer Person nach: die Person selbst, ihre Familie, Freund*innen, Bekannte und Fachkräfte. Die Gruppe um die betroffene Person ist der sogenannte Unterstützerkreis. Die Person, um die es geht, kann eine Person mit oder ohne Beeinträchtigung sein.

Bei den Gesprächen geht es zum Beispiel um folgende Fragen: Was ist mir im Leben besonders wichtig, damit es mir gut geht? Wie sieht eine wünschenswerte Zukunft für mich aus? Was sind meine Ziele? Welche Unterstützung brauche ich? Was sind die nächsten Schritte? Wer kann mir dabei in welcher Form helfen?

Den jungen Menschen kennenzulernen und mit ihm auf gleichberechtigte Weise zu kommunizieren, ist die Grundlage der Persönlichen Zukunftsplanung. Hierbei helfen etwa Methoden wie ICH-Seiten, Kennenlern-Kartensets und anregende Fragen, um die Lebenswelt des Kindes zu entdecken und sichtbar zu machen.

2. Anpassung bestehender Angebote und Ausrichtung neuer Angebote an dem Unterstützungsbedarf aller Teilnehmer*innen

Liegen ausreichend Informationen über den Unterstützungsbedarf der jungen Menschen vor, werden anhand dessen im zweiten Schritt bestehende Angebote angepasst und neue Angebote ausgerichtet. Gegebenenfalls ist hierbei eine Veränderung der Regeln, Abläufe und Ziele nötig.

Bildquelle: Adobe Stock | Halfpoint

Beispiele inklusiver Übungen und (Kennenlern-)Spiele:

Auf der Seite Inklumat.de finden Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe sowie Eltern und alle Interessierten über 60 Beispiele inklusiver Übungen und (Kennenlern-)Spiele. Diese lassen sich unter anderem nach Behinderungsformen, Vielfaltsmerkmalen, Alter, Gruppengröße und Flächenbedarf filtern.

Link zu den Methoden: https://inklumat.de/methoden

Beispiele inklusiver Kunst- und Kulturarbeit – 31 praxiserprobte Kreativ-Tools:

Über 130 Kunst- und Kulturschaffende mit und ohne Behinderung gingen im Rahmen des Un-Label-Projekts CREABILITY der Leitfrage nach: Wie sind Kreativmethoden so umzugestalten, dass sie für alle Menschen praktisch zugänglich und anwendbar sind?

Entstanden ist ein Handbuch mit einer Auswahl der 31 besten praxiserprobten kreativen Tools. Inklusive der wichtigsten allgemeinen Leitlinien sowie konkreter Checklisten und Anregungen. Das Handbuch richtet sich an Künstler*innen sowie Multiplikator*innen in Jugendarbeit, sozialer Arbeit und Behindertenhilfe sowie an Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte. Un-Label hat das vom EU-Programm ERASMUS+ geförderte Projekt koordiniert, an dem außerdem die TU Dortmund und die griechische Organisation SMouTh beteiligt waren.

Download-Link Praxishandbuch: https://un-label.eu/wp-content/uploads/Creability-Praxishandbuch-DE.pdf

3. Moderierte Kontaktsituationen und -angebote

Inklusive Angebote sollten außerdem ausreichend Raum für moderierte Kommunikationsmöglichkeiten und Austausch bieten. Dabei ist auf eine aktive Förderung gegenseitigen Helfens zu achten.

Im Mittelpunkt der Kontaktsituationen stehen vor allem ein gemeinsames Ziel mit gemeinsamen Aufgaben, die Teilnehmer*innen in kleinen Gruppen mit individuellen Regeln umsetzen. Angebotene Aktivitäten sollten auf eine Kooperation aller Beteiligten ausgerichtet sein, sodass diese Gemeinsamkeiten entdecken und im Idealfall Freundschaften entwickeln. Möglichkeiten, neue Erfahrungen zu gewinnen sowie eine angenehme Atmosphäre sind weitere wichtige Rahmenbedingungen inklusiv gestalteter Kontaktangebote.

4. Erschließung von Ressourcen zur Unterstützung

Für die inklusive Gestaltung von Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit ist es weiterhin wichtig, ein Unterstützer-Netzwerk aufzubauen. Dieses kann zum Beispiel aus Akteur*innen aus dem unmittelbaren Sozialraum sowie der Behindertenhilfe bestehen. Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen, Freizeitassistent*innen und individuelle Unterstützerkreise rund um die Beteiligten ergänzen das Netzwerk bestenfalls.

5. Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter*innen und Ehrenamtliche

Um ein ausreichendes fachliches Wissen über die verschiedenen Beeinträchtigungen und jeweiligen Unterstützungsbedarfe sicherzustellen, helfen nicht zuletzt regelmäßige Fort- und Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter*innen und Ehrenamtliche.

Quellen:

www.Inklumat.de

www.inklusion-als-menschenrecht.de/gegenwart/materialien/persoenliche-zukunftsplanung-inklusion-als-menschenrecht/zukunftsplanung-personenzentriertes-denken-und-persoenliche-zukunftsplanung/

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